xpt 120. Musik f. Flöte, Schlagzeug, Streichorcher

xpt 120. Turmberg Musik I

Kompositionsdatum Januar/März 2000für Flöte/Piccolo, Schlagzeug & Streichorchester 13′

Werkkommentar

Der Titel hat in diesem Falle eine aussermusikalische Bedeutung: im Dezember 1999 habe ich mein Domizil gewechselt, und wohne jetzt mit meiner Familie in Königshofen auf dem Turmberg. Deshalb habe ich die erste dort entstandene Partitur Turmberg-Musik genannt. Bernhard Beck ist dieses Werk gewidmet, aber es ist auch entstanden für das Kammerorchester Bad Mergentheim und seinen Dirigenten M.A. Monroy – da die Anforderungen an die Streicher auf dieses Orchester zugeschnitten sind.
Mit Johann Sebastian Bach folgt der wichtige Hinweis. Im Hinblick auf das J.S.Bach-Gedenkjahr (250. Todestag) sowie aufgrund meiner eigenen Wertschätzung dieses Komponisten habe ich Motive aus verschiedenen Kompositionen seines „wohltemperierten Klaviers“ in meiner Partitur versteckt, die Bach’schen Töne sind sozusagen in einem Netz eingeflochten – die wichtigste Motivgewinnung kommt allerdings aus dem Namen BACH selbst.
Durch Spreizung, Transposition, Spiegelung und Umkehrung wird dieses Vierton-Motiv in allen möglichen kontrapunktischen Raffinessen benutzt. Formal lässt sich das einsätzige Werk nur als sogenannte „offene Form“ bezeichnen, da ein Aufbau im Sinne von Exposition, Durchführung und Reprise nicht stattfindet. Eine „CADENZA“ für die beiden Soloinstrumente Flöte und Schlagzeug wird von jeweils einem Tutti-Teil (Solo + Streichorchester) umschlossen. Durch die permanente Veränderung des Kern-Motives (es gibt im gesamten Werk keinen Takt, der eine wörtliche Wiederholung erfährt) und auch der neu eingeführten Motive, kann man auch von einer einzigen Durchführung sprechen, die nicht nur den Tonhöhenbereich betrifft, sondern auch die Instrumentation.
Auch hier ist es mir wichtig, durch Klangfarbenvariationen Spannung zu erzeugen. Dabei werden im Streichorchester auch etwas ungewöhnliche Spielarten verlangt, zum Beispiel „hinter dem Steg“, „im Wirbelkasten“ oder „auf dem Saitenhalter“ bei Celli und Kontrabässen. Diese Spielpraxis bezieht also differenziert notierte Geräusche in die Musik mit ein.
Im 3. Teil (nach der Kadenz) wird das Streichorchester in der Stimmführung geteilt, wodurch Raum entsteht zu einem direkten Zitat aus einem Bach’schen Präludium, das allerdings durch Tempomodifikation den Charakter eines Chorals erhält, eingebettet in die fliessenden Glissandi der restlichen Streicher.
Die Musik wird zum Ende hin immer leiser, verhaucht quasi im Nichts.
Aus dieser Stimmung heraus gibt es dann wieder Platz für ein neues Werk.
Xaver Paul Thoma, Königshofen, Mai 2000

UA 14. Mai 2000 Wandelhalle Bad Mergentheim

Bernhard Beck – Flöte,
Marcus Verna – Schlagzeug

Kammerorchester Bad Mergentheim
Miguel A. Monroy – Dirigent